Statement des Vorstandsvorsitzenden Volker Kappius
Nachdem die Delacamp AG zum 1. Oktober 2016 den Geschäftsbereich Convena Polymers von der Convena GmbH, die sich seit ihrer Gründung im Jahre 1994 auf Fluor- und Hochleistungskunststoffe spezialisiert hat, übernommen hatte, bin ich viel auf Reisen um den Markt, die Kunden und die Lieferanten zu besuchen und besser verstehen zu können. Zum Zeitpunkt der Übernahme konnte ich noch nicht ahnen, welche Umwälzung im Markt der Fluorkunststoffe um das chinesische Neujahrfest herum stattfinden würde.
Vor allem die katastrophale Luftverschmutzung hat die Chinesische Zentralregierung dazu veranlasst, drastische Maßnahmen im Umwelt- und Emissionsschutz zu ergreifen. Dies gilt für die gesamte Chinesische Produzierende Industrie. Damit trifft es natürlich auch den Bereich der Fluor- und Hochleistungskunststoffe. In einer ersten Aktion wurden viele Werke untersucht und einige Werke bereits vorübergehend stillgelegt. Darunter auch namenhafte Hersteller. Die Umwelt- und Emissionsauflagen gehen teils soweit, dass einzelne Werke in weniger dichtbesiedelte Regionen umgesiedelt werden müssen. Als eine erste Reaktion stiegen zum Beispiel die Preise für Polytetrafluorethylen (PTFE) um über 25%!
Bild: Smog in einer Chinesischen Großstadt (eigene Erstellung)
Derzeit finden Audits zum Umwelt- und Emissionsschutz auf Provinzregierungsebene statt um die Umsetzung von Auflagen zu beobachten. Diese gelten als Vorbereitung für die nächsten Audits der Zentralregierung im April dieses Jahres. Die Audits auf Provinzregierungsebene werden allerdings nicht zu vorübergehenden Stilllegungen führen. Das ist den Audits der Zentralregierung vorbehalten. Hier wird sich im April zeigen, welche Zulieferwerke und Werke für Fluorkunststoffe weiter arbeiten können und dürfen. Die Anzahl der Werke, die nach dem Audit weiter arbeiten können, beeinflusst sehr stark die weitere Preisentwicklung der Fluorkunststoffe ab Mai/Juni dieses Jahres.
Die Kapazitätsausfälle in China sind an sich schon ein wichtiger Grund der aktuellen Preissteigerungen für Fluorkunststoffe, aber potenziert wird dies noch durch die hohe Nachfrage nach Hexafluorpropylen (HFP) für die Herstellung des neuen Kältemittels für Klimaanlagen Tetrafluorpropen (HFO-1234YF bzw. R1234YF). Wenn eine hohe Nachfrage auf geringere Kapazitäten trifft, dann treibt dies die Preise nach oben. Von dieser Welle lassen sich auch die großen, etablierten Produzenten von Fluorkunststoffen gerne tragen. Auch hier finden Preisanpassungen nach oben statt. Die Preissteigerungen betreffen damit nicht nur Fluorkunststoffe aus China. Erste Preiserhöhungen der etablierten Hersteller finden bereits statt.
Belastbare Aussagen zu der weiteren Preisentwicklung der Fluorkunststoffe und deren Verfügbarkeit können daher frühestens ab Mai / Juni wieder getroffen werden. Diese geschilderten Entwicklungen betreffen vor allem den Markt der Virginalen Fluorkunststoffe. Fluorkunststoffrezyklate werden von dieser Entwicklung zeitlich verzögert, wenn überhaupt, betroffen sein. Ein erstes anziehen des Marktes der Fluorkunststofferezyklate lässt sich bereits feststellen. Virginale Ware bleibt aber vorerst knapp.
(Der Artikel ist auch im plasticker.de erschienen. Zum Link.)